Am 23.06.2020 lag dem Umwelt- und Verkehrsplanungsausschuss (UVPA) ein Klimaanpassungskonzept für die Stadt Erlangen vor. Es besteht aus einer im Jahr 2019 erstellten Stadtklimaanalyse und einer Anpassungsstrategie. Laut dem vorliegenden Antrag sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen und Strategien umgesetzt und als Abwägungsmaterial in die Planung der Verwaltung einbezogen werden. Dieses Konzept ist Teil des Integrierten Klimaschutzkonzepts der Stadt Erlangen aus dem Jahr 2016 und ist dort unter Punkt 1.2.5 als vorgeschlagene Maßnahme gelistet.

Die Klimaliste Erlangen begrüßt grundsätzlich Strategien zur Anpassung der Stadt an die schon vorhandenen und sich perspektivisch mit Sicherheit weiter verschärfenden Auswirkungen der zunehmenden Klimakrise.

„Es ist absolut notwendig über Klimaanpassungsmaßnahmen zu sprechen, und wir müssen alles tun, damit ein gutes Leben in der Stadt möglich bleibt. Wir sind aber entsetzt darüber, dass das Konzept auf geradezu lapidare Weise das schlimmstmögliche Klimaszenario des Weltklimarates für die Treibhausgasentwicklung zugrunde legt: RCP 8.5 (Repräsentativer Konzentrationspfad der Treibhausgasentwicklung), das sogenannte „Weiter-wie-bisher-Szenario“. Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung des Übereinkommens von Paris 2016 jedoch dazu verpflichtet, seinen Teil dazu beizutragen, den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5°C zu begrenzen. Dies entspricht dem Szenario RCP 2.6. Dies ist das einzige Szenario, bei dem Klimawissenschaftler*innen derzeit davon ausgehen, dass sich damit unser Erdsystem noch stabil halten lässt.“, so Stadtratsmitglied Prof. Martin Hundhausen von der Klimaliste Erlangen.

Die Zugrundelegung von RCP 8.5 für das Klimaanpassungskonzept der Stadt Erlangen ignoriert den Stand der Klimaforschung, dass mit einem „Weiter so“ eine Anpassung gar nicht möglich ist. In den Detailbetrachtungen vermittelt die vorgelegte „Klimaanpassungsstrategie“ den Eindruck, eine Anpassung an die Folgen des „Weiter- so“ wäre möglich.

Dadurch wird suggeriert, dass selbst unter den schlimmsten Bedingungen Anpassung gelingen würde. Dies ist aber absolut unrealistisch und ein fatales Signal an die Stadtverwaltung, den Stadtrat und die Bevölkerung. Auch wenn all diese Maßnahmen zur Schadensabwehr notwendig sind und ihre Berechtigung haben, muss das Hauptaugenmerk in der klimapolitischen Entwicklung der Stadt auf Klimaschutz liegen, d. h. Vermeidung von CO2-Emissionen und Senkung des Treibhausgasausstoßes: weniger MIV und weniger Verbrennungsmotoren, deutlich mehr Platz für Fuß- und Radverkehr, Umstellung der Heizsysteme auf regenerative Energien, energetische Gebäudesanierungen, Plusenergie-Standard bei Neubauten, massiver Ausbau von Solaranlagen - weg von Kohle, Öl und Gas.

Nur so ist wirksamer Klimaschutz möglich und nur so können viele der in der Anpassungsstrategie genannten Maßnahmen überhaupt realistisch umgesetzt werden.

„Leider konnten wir mit diesen mahnenden Worten im Umweltausschuss nicht durchdringen. Unser Antrag, das Klimaanpassungskonzept auch im Stadtrat in der Sitzung vom 25.06. zu diskutieren, damit dem gesamten Stadtrat die Dramatik der Klimakrise und ihrer Folgen bewusst wird, wurde leider im Umweltausschuss mehrheitlich abgelehnt.“, so Stadtratsmitglied Sebastian Hornschild von der Klimaliste Erlangen.

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