In einem offenen Brief an den bayrischen Ministerpräsident Dr. Markus Söder fordern Bürger*innen unterschiedlichster Gruppierungen eine Modellregion NoCovid in Erlangen-Fürth-Nürnberg. Die Idee dahinter: Die Corona-Maßnahmen an der Wissenschaft orientieren.

Das Konzept NoCovid sieht dabei wie folgt aus: Mittels eines harten Lockdowns werden die Inzidenzwerte in der Metropolregion auf unter 10 Infektionen pro 100.000 Einwohner pro 7 Tage gesenkt. Diese Gebiete werden zu “Grünen Zonen” erklärt, in welchen eine weitgehende Wiederherstellung persönlicher Freiheiten und Öffnung von Kitas, Schulen, Einzelhandel, Dienstleistungen und Kultur hergestellt wird. Grüne Zonen werden mittels intelligenter Mobilitätskonzepte und großräumigen Testkonzept, in Kombination mit konsequenten Quarantänemaßnahmen geschützt. Eine anschließende Senkung der Inzidenz auf 0 erfolgt in den kommenden 3-4 Wochen.

“Andere Länder haben mit dieser Strategie bereits Erfolg gehabt.”, so Prof. Martin Hundhausen. Er meint damit zum Beispiel Portugal, welches innerhalb von 2 Monaten den Inzidenzwert von 878 auf 30 senken konnte.

Der harte Lockdown soll dabei auch mit einer Homeoffice-Pflicht für alle geeigneten Arbeitsplätze einhergehen. Monika Weiß führt dazu aus, dass Infektionen oft auch in Großraumbüros oder Produktionshallen stattfinden und Beschränkungen im Privaten der Pandemie nicht gerecht würden.

Auf die Frage, ob die Bevölkerung noch einen weiteren Lockdown mitmachen würde, führt Luise Michael aus: “Die Menschen sind müde vom ewigen halbgaren Lockdown. Wenn wir jetzt scharfe Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis ergreifen, können wir die Pandemie dauerhaft in den Griff bekommen.”

Mit über 25 Unterzeichner*innen verschiedenster Gruppierungen, wurde der Brief an den bayrischen Ministerpräsident Dr. Markus Söder übersandt.


Sehr geehrter Herr Dr. Söder,

die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus waren zu zaghaft, um die Infektionszahlen deutlich zu senken und die Ausbreitung der ansteckenderen Variante B.1.1.7 zu verhindern. Auch Modellprojekte zur Erprobung neuer Öffnungsstrategien wie in Tübingen werden inzwischen mehr und mehr als gescheitert gesehen. [1], [2]

Stand 12.04.2021 lag der Anteil der freien Betten an Gesamtzahl der Intensivbetten in den Städten Erlangen und Fürth unter 10%. Die Kliniken sind also derzeit bereits an der Belastungsgrenze. [3] Experimente in Richtung weiterer Öffnungen sind angesichts dieser angespannten Lage kaum vertretbar.

Natürlich sehnen wir uns alle nach Lockerungen, aber: • B.1.1.7 erfordert schärfere Maßnahmen [4] und verursacht häufiger schwere Verläufe. • B.1.1.7 verbreitet sich stark unter Kindern und Jugendlichen und macht KiTa- und Schul-Betrieb gefährlicher. [5] • Schnelltests können die Inzidenz nur senken, wenn sich alle positiv Getesteten sofort und konsequent isolieren. • Ca. 36 Mio. Menschen in Deutschland haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid19-Verlauf. [6] • Mindestens 10 % der Corona-Infizierten leiden anschließend wochen- oder monatelang unter Long Covid [7], und ihre Familien mit ihnen. Dabei fallen sie auch als Arbeitskräfte aus. • Hohe Infektionszahlen bei noch geringer Impfquote sind der optimale Nährboden für Mutationen, die gefährlicher sind oder die Wirksamkeit bestehender Impfungen gefährden [8],[9]. Eine große Zahl der Wissenschaftler fordert daher, die Maßnahmen deutlich zu verschärfen, um die Infektionszahlen rasch zu senken [10],[11] und anschließend im Rahmen einer Niedriginzidenz-Strategie zu öffnen.

Die Mehrheit der Deutschen hat das verstanden: Laut einer Umfrage von infratest dimap im März 2021 sprechen sich 72 % der Befragten für die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona Pandemie aus, 48 % sprachen sich sogar für Verschärfungen der Maßnahmen aus, Tendenz steigend [12].

Aus diesen Gründen fordern wir ein Modellprojekt für eine NoCovid-Metropolregion Erlangen-Fürth-Nürnberg. Mittels eines harten Lockdowns werden die Inzidenzwerte in der Metropolregion auf unter 10 Infektionen pro 100.000 Einwohner pro 7 Tage gesenkt. Diese Gebiete werden zu “Grünen Zonen” erklärt, in welchen eine weitgehende Wiederherstellung persönlicher Freiheiten und Öffnung von Kitas, Schulen, Einzelhandel, Dienstleistungen und Kultur hergestellt wird. Diese Grünen Zonen werden mittels intelligenter Mobilitätskonzepte und großräumigen Testkonzept, in Kombination mit konsequenten Quarantänemaßnahmen geschützt. Eine anschließende Senkung der Inzidenz auf 0 erfolgt in den kommenden 3-4 Wochen.

Um eine Inzidenz von unter 10 zu erreichen bieten sich die folgenden Maßnahmen an. Dazu gehören: • Home-Office-Pflicht für alle dafür geeigneten Arbeitsplätze. • KiTa’s, Schulen und Präsenzarbeitsplätze sollen bei der Verteilung der verfügbaren Schnelltests absolute Priorität haben. Behördlich begleitete Individualtestungen sollen zweitrangig angeboten, der Einzelhandel letztrangig beliefert werden. • Mehr Sonderurlaub für berufstätige Eltern, um diese bei geschlossenen Kitas und Schulen nicht mehr zu überlasten. • Kein regulärer KiTa-Betrieb, kein Präsenzunterricht, kein Präsenz-Arbeitsplatz ohne regelmäßige Testung 2 x pro Woche. • Quarantäne-Pflicht für Reise-Rückkehrer aus dem Ausland sowie aus Bundesländern mit höherer Inzidenz als am Wohnort, Freitestung frühestens nach 5 Tagen

In Portugal konnte der Inzidenzwert mit ähnlichen Maßnahmen von 878 auf 30 innerhalb von 2 Monaten gesenkt werden. [13]

Sehr geehrter Herr Dr. Söder, wir bitten Sie daher, unsere Bitte zur Genehmigung des genannten Modellversuchs intensiv zu prüfen. Gerne bieten wir Ihnen dazu auch ein Gespräch an, um etwaige offene Fragen oder Rahmenbedingungen zu klären. Selbstverständlich bieten wir auch an, ein detailliertes Konzept unseres Modellversuchs schriftlich vorzulegen.

Freundliche Grüße

Unterstützer*innen

  • Martin Barth
  • Sandra Bischoff
  • Sebastian Endres
  • Barbara Gabel-Cunningham
  • Paulus Guter
  • Lena Hundhausen
  • Joachim Jarosch
  • Carolin Krziminski
  • Regine Maiwald
  • Luise Michael
  • Herbert Ritter
  • Christian Stadelmann
  • Judith Thilmann
  • Monika Weiß
  • Karin Bildl
  • Nora Elhaus
  • Jonathan Flatt
  • Barbara Grille
  • Sebastian Hornschild
  • Martin Hundhausen
  • Christine Kaiser
  • Philip Maiwald
  • Ursula Mann
  • Michael Paß
  • Achim Sandmann
  • Stephan Tasler
  • Konstantin Walter

Quellen:

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Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne per E-Mail an presse@klimaliste-erlangen.de zur Verfügung.